Naturraum

Foto: D. Zieschang

Biotop Steinrücken

...oder "Steinrücke", wie dieser Lebensraum im Osterzgebirge landschaftshistorisch auch heißt. Damit verrät sich die Entstehungsgeschichte dieser symmetrisch angeordneten Lesesteinhaufen, denn sie sind die Ergebnisse menschlicher Anstrengungen von einst. Um ihre Felder von Felsbrocken und Steinen zu befreien, "rückten" Bauern diese an die Ränder. Wälle entstanden. Vielleicht verleihen Steinrücken dem Osterzgebirge seinen besonderen Charakter; immerhin bieten sie dem Auge auf etwa 1000 Kilometer Länge harmonische Anhaltspunkte, wo man andernorts endlose Feldfluren als unüberschaubar wahrnimmt.

Steinrücken haben Pflanzen und Tiere als ihre Heimat erobert, die zum Teil bedroht sind. Die Lesesteinwälle sind geschützte Biotope, wenn ihre Länge mindestens zehn Meter beträgt. Die Vielfalt hier kann groß sein, Gehölze in Strauchhöhe finden hier zum Beispiel ihre Heimat: Rosengewächse, Holunder, Haselnuss. Doch auch Bäume besiedeln die Steinrücken - der charakteristischste ist wohl die Eberesche ("Vuchelbeerbaam"), deren rote Beeren im Herbst leuchten. Typische Tierarten auf den Steinrücken sind Kreuzotter, Waldeidechse, Hermelin, Neuntöter und Schmetterlinge wie der Schwalbenschwanz.

Bergwiesen am Geisingberg (Foto: S. Klingner)

Bergwiesen und Borstgrasrasen

Ab 500 Metern Höhe gelegen, nährstoffarm, mit lichtliebenden Pflanzen bewachsen - so lässt sich die "klassische" Bergwiese beschreiben. Hier oben im Osterzgebirge gibt es sie mancherorts, da Luftverschmutzung und Überdüngung sie noch nicht überall erstickt haben. Borstgrasrasen sind die magerste Ausprägung der Bergwiesen. Die seltene Arnika, Kreuzblümchen und andere gedeihen hier.

Der interessierte Wanderer wird mit Bergwiesen vielleicht deren duftende (weiß blühende) Bärwurz-Bestände verbinden. Außerdem mit violettem Wald-Storchschnabel, der das Auge verzaubern kann. Im Frühjahr erfreuen sich Besucher an Abertausenden Blüten des violetten Gefleckten Knabenkrauts, das zum Beispiel bei den Galgenteichen nahe Altenberg große Flächen bedeckt. Die seltene Trollblume oder die Feuerlilie sind weitere Kostbarkeiten der Bergwiesen. Tierische Bewohner, die inzwischen ebenso selten sind wie viele dieser Pflanzen, leben auch hier: Braunkehlchen, Wachtelkönig oder Schmetterlingsarten wie der Lilagold-Feuerfalter.

Bergwiesen brauchen Pflege, um so zu blühen und zu gedeihen, wie sie es in ihren prächtigsten Farben vermögen. Die frühere extensive Landwirtschaft schuf sie erst - heutige naturschutzgerechte Pflegemaßnahmen ahmen diese frühere Praxis nach.

Rotbuchen im Herbst (Foto: S. Klingner)

Wälder

Weitere wichtige Lebensräume des Osterzgebirges sind Wälder, speziell Buchenwälder in ihren vielfältigen Ausprägungen. Rotbuchen wären hier natürlicherweise weit verbreitet - ihre inselhaften heutigen Bestände besitzen hohe Bedeutung für Flora und Fauna. Die Buchen kommen in verschiedensten Mischbeständen vor. Je nach Standortsbedingungen teilen sie sich den Lebensraum mit Eichen (wärmere Standorte), Weißtannen, Fichten und anderen Baumarten.

Gepflanzte Fichtenmonokulturen haben die Wälder auch hier lange Zeit geprägt. Natürlicherweise bevorzugt die Fichte die höheren Lagen und dort oben, wo den Buchen die osterzgebirgischen Wetterkapriolen zu anstrengend werden, übernehmen Fichten gern das Revier.

Weißtannen kommen im Osterzgebirge nur in vereinzelten Exemplaren vor; die Situation dieser schadstoffempfindlichen Baumart lässt sich auf ganz Sachsen übertragen. Wo frische, nährstoffreiche, kühle Standorte vorherrschen, wäre sie ein dominanter Baum. Inzwischen wird die Weißtanne, wo es sich anbietet, auch gepflanzt.

Auf trockeneren, armen Sandsteinstandorten wie Heideflächen dominieren Kiefern-Eichenwälder. Ein spezieller Lebensraumtyp - ebenfalls mit verschiedenen Ausprägungen - sind im Osterzgebirge Moorwälder, in denen z.B. Moorkiefern und Birken ihr Refugium haben. Die Krautschicht der Wälder hier oben kann sehr vielfältig sein.

Moorkiefern im Georgenfelder Hochmoor (Foto: S. Klingner)

Moore

Nährstoffarm, CO2-Speicher, nässestauend und mit nur wenigen, niedrigen Bäumen gesegnet - so lassen sich Moorlandschaften ganz allgemein charakterisieren. Sie haben ihren Zauber, denn der scheinbar unberechenbare Untergrund hat schon viele Mythen über Moore erblühen lassen. Realistisch betrachtet sind Moore inzwischen sehr rare Lebensräume, auch im Osterzgebirge. Der Mensch hat sich schon immer daran gemacht, sie trockenzulegen, um Land zu gewinnen. Tier- und Pflanzenarten verlieren aber dadurch. Dabei sind hier viele besonders genügsame, hochangepasste und faszinierende Lebewesen zuhause: der berühmte Sonnentau etwa, der Mücken für zusätzliche Nährstoffzufuhr verdaut. Oder die Libellenart Moosjungfer, inzwischen äußerst selten und streng geschützt. Außerdem das Torfmoos, das schleichend langsam wächst, dafür aber über Jahrtausende hinweg zu den Torfschichten in Mooren wesentlich beiträgt. Wie Moore mit Wasser gespeist werden, ist je nach Standort unterschiedlich.

Das wohl bekannteste Moor im Osterzgebirge ist das grenzübergreifende Georgenfelder Hochmoor, das im Sommer Besuchern offensteht. Es wurde schon 1926 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Hier finden umfangreiche Wiedervernässungsmaßnahmen statt, um für die seltenen Moorbewohner wieder Lebensraum gutzumachen. Pflanzenarten wie das Scheidige Wollgras, das im Sommer mit seinen wolligen, strahlend weißen Samenbestandteilen auftrumpft, breiten sich hier langsam wieder aus.


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Online: https://www.naturschutzstation-osterzgebirge.de/ [Stand: 19.03.2024]